Ausfallgebühr für verpassten Arzttermin: Ist das zulässig?

Ausfallgebühr beim Arzt

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Ausfallgebühr, wenn Arzttermine platzen – wer trägt die Verantwortung?
Laut einer aktuellen Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben rund sieben von zehn Arztpraxen in Deutschland regelmäßig mit nicht wahrgenommenen Arztterminen zu kämpfen. In etwa 40 % der Praxen betrifft das 5–10 % aller vereinbarten Termine, in vielen Fällen liegt die Quote sogar zwischen 10–20 %. Diese geplatzten Termine sorgen für Frust – vor allem bei den Ärzten.

KBV-Vorsitzender Andreas Gassen kritisiert das Verhalten vieler Patienten scharf:

Es sei mehr als ärgerlich, wenn Patienten Termine buchen und diese einfach verstreichen lassen, beklagte KBV-Chef Andreas Gassen. „Praxen können Termine ja nicht zweimal vergeben. Die Termine sind geblockt und stehen dann für andere Patienten nicht zur Verfügung.“ Um den Schaden zu begrenzen, erneuerte Gassen die Forderung der Bundesvereinigung nach einer „von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen“. Umgekehrt seien Forderungen an die Praxen nach schnelleren und mehr Terminen angesichts der Zahlen „einfach lächerlich“.

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Forderung nach Ausfallgebühr – einseitig und realitätsfern?

Die Forderung nach einer Ausfallgebühr für Arztpraxen wirft jedoch berechtigte Fragen auf. Denn sie erscheint einseitig und das nicht nur aus Sicht vieler Patienten. Kritiker betonen, dass sich Gassen in seiner Argumentation widerspricht: Einerseits spricht er von massiven Auswirkungen durch abgesagte Termine, andererseits weist er selbst auf die überfüllten Wartezimmer und das hohe Patientenaufkommen in Praxen hin. Kann ein nicht wahrgenommener Termin tatsächlich wirtschaftlichen Schaden verursachen, wenn Arztpraxen ohnehin mehr Patienten als Kapazitäten haben?

Lange Wartezeiten trotz Termin – Alltag in deutschen Praxen

Lange Wartezeiten beim Arzt sind in Deutschland längst zur Norm geworden, ob mit oder ohne Termin. Viele Patienten erleben regelmäßig, dass selbst pünktlich vereinbarte Termine nicht eingehalten werden. In vielen Arztpraxen ist der Wartebereich dauerhaft überfüllt, was nicht zuletzt an der inflationären Terminvergabe liegt. Ein oder zwei nicht erschienene Patienten würden das System sogar kurzzeitig entlasten und das ohne nennenswerten Schaden für die Praxis.

Zusätzlich erscheinen zahlreiche Patienten ohne Termin, insbesondere bei Hausärzten, da sich akute Erkrankungen kaum planen lassen. Auch Facharztpraxen nehmen immer wieder Privatpatienten und Notfälle ohne Termin dazwischen – was die Wartezeiten für alle verlängert, aber gleichzeitig den wirtschaftlichen Verlust durch abgesagte Termine ausgleicht.

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Ärztemangel als zentrales Problem

Statt fragwürdige Ausgleichszahlungen zu fordern, sollte sich die KBV mit dem echten Problem im deutschen Gesundheitswesen befassen: dem akuten Ärztemangel. Immer mehr Mediziner verlassen das Land, weil die Rahmenbedingungen für selbstständige Ärztinnen und Ärzte zunehmend unattraktiv werden. Die Politik wird diesem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen bislang nicht gerecht.

Ein modernes und effizientes Terminmanagement, mehr digitale Lösungen zur Absage von Terminen sowie bessere Patientenkommunikation könnten das Problem nachhaltiger und fairer lösen als eine pauschale Ausfallgebühr.

Patientenrechte nicht vergessen

Wenn es um Verpflichtungen geht, sollte es auch um Rechte der Patienten gehen. Wer stundenlang im Wartezimmer sitzt oder trotz Termin nicht pünktlich behandelt wird, erfährt ebenso einen Verlust von Zeit und Lebensqualität. Eine einseitige „Garantie“ für die Ärzte, wie Gassen sie fordert, ist daher unausgewogen. Forderungen nach einer Ausfallgebühr sind nur dann legitim, wenn im Gegenzug auch Patienten entschädigt werden, etwa durch Beitragsvorteile oder bessere Terminverfügbarkeiten.

Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben sieben von zehn Arztpraxen Probleme mit geplatzten Terminen von Patienten. Bei ca. 40% der Arztpraxen geht es um 5-10% aller Patiententermine zu denen die Patienten nicht erscheinen. In zahlreichen Praxen liege der Anteil sogar bei 10-20 Prozent.

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NDRInfo-Youtube: Live-Talk zum Thema Ausfallgebühr

„Live-Talk: Ausfallgebühr beim Arzt – notwendig oder Abzocke“


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