Welche Fußball-Nationalmannschaft hat die meisten Migranten?

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Im modernen Fußball sind Nationalmannschaften längst nicht mehr nur von einheimischen Spielern geprägt. Dem ein oder anderen Fußball-Fan wird auch nicht entgangen sein, dass manche Nationen sehr viele Migranten in der Mannschaft haben. Viele Teams setzen auf Talente mit Migrationshintergrund, die entweder in einem anderen Land geboren wurden oder aus Familien stammen, die auswanderten. Besonders viele Spieler mit Migrationshintergrund werden bei den Nationalmannschaften von Frankreich, Belgien, Deutschland, England und vor allem der Schweiz eingesetzt.
Doch welche Fußball-Nationalmannschaft hat die meisten Spieler mit Migrationshintergrund und was wäre, wenn diese Spieler sich für ihr Herkunftsland entschieden hätten?
Die Wahl der Fußball-Nationalmannschaft: Karriere, Geld und die wahre Motivation der Spieler?
Viele glauben, dass sich Spieler aus Liebe zu einem Land für eine Nationalmannschaft entscheiden. Doch oft geht es um Karrierevorteile, aber auch um sehr viel Geld. Finanziell ist die Wahl für eine große Fußballnation auch von Vorteil. Prämien, Preisgelder aber auch Marketing & Merchandising werden dem Spieler mit einer großen Nation deutlich mehr einbringen.
Dem Fan wird erklärt, dass dies eine sehr emotionale Entscheidung für den Spieler war und der Spieler den Erfolg der Nationalmannschaft erhöhen wird. Das freut dann auch den Fußball-Fan, da er glaubt, der Spieler habe aus voller Überzeugung und Heimatliebe gehandelt. Einige Spieler haben bereits in Interviews angedeutet, dass sie durch ihre Wahl der Nationalmannschaft sportlich größere Chancen auf Erfolg hatten. Dabei riskieren sie jedoch, sowohl in ihrem Herkunftsland als auch im neuen Land auf Kritik zu stoßen.
Die wahren Beweggründe von Mesut Özil kann nur er selbst kennen. Mesut Özil war lange ein Aushängeschild der deutschen Nationalmannschaft, bis er nach der WM 2018 seinen Rücktritt erklärte. Ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan löste eine Debatte aus, die von Medien, Politik und Fans kritisch begleitet wurde. Nach der enttäuschenden WM geriet Özil zunehmend in die Schusslinie, fühlte sich als Deutschtürke diskriminiert und warf dem DFB rassistisches Verhalten vor. Sein Rücktritt begründete er mit fehlendem Respekt gegenüber seinen türkischen Wurzeln. Seitdem distanziert er sich öffentlich von Deutschland, zeigt seine enge Verbundenheit zur Türkei und betont seine Identität als Türke.
Das Beispiel von Mesut Özil ist kein Einzelfall! Viele Profifußballer wechseln im Laufe ihrer Karriere auf Vereinsebene regelmäßig den Club und ähnlich sehen sie die Wahl ihre Nationalmannschaft. Statt einer tiefen Verbundenheit zählt für viele vor allem die persönliche Karriere: Die Nationalelf wird wie ein weiterer Verein in ihrer Laufbahn betrachtet. Erfolgschancen, Turnierteilnahmen, eigene Bekanntheit und finanzielle Vorteile spielen dabei die größere Rolle als echte Heimatverbundenheit.
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Einbürgerung im Fußball: Wie Nationen mit Ahnenforschung und Tricks Talente gewinnen
Immer mehr Länder suchen nicht nur in den eigenen Ligen und Nation nach Talenten und Nachwuchs für ihre Fußball-Nationalmannschaft, sondern halten auch Ausschau nach möglichen Fußballspielern aus anderen Nationen in anderen Ligen, um ihre Mannschaften zu stärken. Im Bedarfsfall werden dann auch Ahnenforscher eingesetzt, um eine Entscheidung zugunsten einer Nation zu legitimieren. Aber nur, wenn man sich auf Vorfahren berufen kann.
Wenn nicht, dann werden rechtliche Tricks probiert, um die Einbürgerung irgendwie möglich zu machen. Die Fußballverbände dieser Welt sind sehr kreativ und extrem unterstützend, wenn es darum geht, Spieler für die eigene Fußballnationalmannschaft zu gewinnen. Es wird eingebürgert um jeden Preis, auch wenn es nur ein kurzer Aufenthalt in der Nationalelf sein wird und der Erfolg ausbleibt. Die Geschichte mit Paulo Rink spricht Bände.
Wikipedia: Rink konnte die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, da sein Urgroßvater 1904 von Heidelberg nach Brasilien ausgewandert war. Für die deutsche Fußballnationalmannschaft spielte Rink von 1998 bis 2000 insgesamt 13 Mal und stand im Kader der Nationalmannschaft beim Konföderationen-Pokal 1999 und der Fußball-Europameisterschaft 2000
🔍 Wie funktioniert das?
- Kein A-Länderspiel für ein anderes Land. Jugendmannschaften zählen nicht.
- Es werden Ahnenforscher beauftragt, um eine passende Abstammung nachzuweisen.
- Wenn keine familiäre Verbindung besteht, wird oftmals mit rechtlichen Kniffen nachgeholfen.
- Dem Publikum wird dieser Prozess als emotionale, aber auch sportliche Entscheidung für den Erfolg des Teams verkauft.
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1. Schweiz: Ein Team mit vielen Spielern vom Balkan
Die Schweizer Nationalmannschaft ist das beste Beispiel für ein Team mit vielen Spielern aus Migrantenfamilien. Besonders auffällig ist hier die große Anzahl an Spielern mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien oder Albanien.
Die Schweizer Fußballnationalmannschaft profitiert besonders stark von Spielern mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien und Albanien. Doch das hat auch Auswirkungen auf die Nationalteams dieser Länder. Wo würde die albanische Fußball-Nationalmannschaft heute stehen, wenn sich alle Spieler der Schweiz für ihr Geburtsland entschieden hätten?
Dieses Phänomen gibt es selbstverständlich auch bei anderen Nationalmannschaften, aber nicht so ausgeprägt wie in der Schweiz.
🔍 Beispiele für Spieler mit Migrationshintergrund in der Schweiz:
Schweiz (14): Johan Djourou, François Moubandje, Ricardo Rodríguez, Valon Behrami, Blerim Džemaili, Gelson Fernandes, Xherdan Shaqiri, Shani Tarashaj, Granit Xhaka, Denis Zakaria, Eren Derdiyok, Breel Embolo, Admir Mehmedi, Haris Seferović
- Granit Xhaka (Kosovo, Albanien)
- Xherdan Shaqiri (Kosovo)
- Breel Embolo (Kamerun)
- Ricardo Rodríguez (Spanien, Chile)
2. Frankreich: Die multikulturelle Weltmeister-Mannschaft
Frankreich gilt als Paradebeispiel für eine multikulturelle Nationalmannschaft. Bereits bei der Weltmeisterschaft 1998 bestand das Siegerteam zu einem großen Teil aus Spielern mit Wurzeln in Afrika oder anderen Regionen der Welt. Auch beim WM-Triumph 2018 stammte ein Großteil der französischen Spieler von Einwandererfamilien ab.
🔍 Beispiele für Spieler mit Migrationshintergrund in Frankreich:
Frankreich (12): Steve Mandanda, Patrice Evra, Eliaquim Mangala, Adil Rami, Bacary Sagna, Samuel Umtiti, N’Golo Kanté, Blaise Matuidi, Paul Pogba, Moussa Sissoko, Kingsley Coman, Anthony Martial, (Dimitri Payet)
- Kylian Mbappé (Kamerun, Algerien)
- Paul Pogba (Guinea)
- N’Golo Kanté (Mali)
- Ousmane Dembélé (Mauretanien, Senegal)
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3. Belgien: Das goldene Talent aus vielen Nationen
Die belgische Nationalmannschaft zählt ebenfalls zu den Teams mit hohem Migrationsanteil. Viele Spieler haben afrikanische Wurzeln, was mit mit der kolonialen Vergangenheit des Landes begründet wird.
🔍 Beispiele für Spieler mit Migrationshintergrund in Belgien:
Belgien (12): Jason Denayer, Christian Kabasele, Jordan Lukaku, Radja Nainggolan, Axel Witsel, Marouane Fellaini, Mousa Dembélé, Romelu Lukaku, Yannick Carrasco, Divock Origi, Christian Benteke, Michy Batshuayi
-
- Romelu Lukaku (Kongo)
- Michy Batshuayi (Demokratische Republik Kongo)
- Youri Tielemans (Indonesien, Kongo)
4. Deutschland: Migration als Teil des Erfolgs
Auch der DFB setzt für Deutschland zunehmend auf Spieler mit Migrationshintergrund. Der Titelgewinn 2014 wäre ohne diese Vielfalt kaum möglich gewesen. Besonders Spieler mit türkischen, afrikanischen oder osteuropäischen Wurzeln haben das Team geprägt.
🔍 Beispiele für Spieler mit Migrationshintergrund in Deutschland:
Deutschland (9): Mesut Özil, Emre Can, Jerome Boateng, Lukas Podolski, Shkodran Mustafi, Sami Khedira, Leroy Sané, Mario Gómez, Jonathan Tah (Nachnominiert für Antonio Rüdiger)
- <liİlkay Gündoğan (Türkei)
- Antonio Rüdiger (Sierra Leone)
- Jamal Musiala (Nigeria, England)
- Leroy Sané (Senegal)
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Weitere Länder mit hohem Migrationsanteil in der Fußballnationalmannschaft
Portugal (8): Anthony Lopes, Pepe, Raphaël Guerreiro, Eliseu, Danilo Pereira, William Carvalho, Renato Sanches, Adrien Silva
England (8): Ryan Bertrand, Nathaniel Clyne, Danny Rose, Chris Smalling, Dele Alli, Raheem Sterling, Marcus Rashford, Daniel Sturridge
Österreich (7): Ramazan Özcan, Aleksandar Dragović, György Garics, David Alaba, Marko Arnautović, Zlatko Junuzović, Rubin Okotie
Schweden (6): Robin Olsen, Martin Olsson, Jimmy Durmaz, Erkan Zengin, Zlatan Ibrahimović, Emir Kujovic
Italien (4): Angelo Ogbonna, Stephan El Shaarawy, Thiago Motta, Éder Citadin Martins
Diese Fußball-Nationalmannschaften haben wenig bis keine Migranten
Spanien, Polen, Ungarn, Wales, Nordirland, Irland, Rumänien, Island, Kroatien, Albanien, Türkei, Griechenland, Serbien, Slowenien, Tschechien, Slowakei, Bosnien Herzegowina, Russland, Ukraine uvm.
Fazit: Fußballnationen setzen verstärkt auf Spieler mit Migrationshintergrund
Die Wahl einer Nationalmannschaft ist für Spieler mit Migrationshintergrund oft eine einmalige Entscheidung und wird über ihre gesamte Karriere hinweg große Auswirkungen haben.
Betrachtet man die Anzahl der Spieler mit Migrationshintergrund, fällt auf, dass insbesondere Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland einen hohen Anteil haben. Die Schweiz nimmt jedoch die Spitzenposition ein, da die Mehrheit des Teams aus Spielern mit ausländischen Wurzeln besteht.
Am Beispiel der Schweiz wird deutlich, dass die Wahl für ein anderes Land Fußball zuspielen auch eine taktisch geprägte Entscheidung sein kann, die wiederum eine Fußballnation stärkt, aber das Nationalteam aus dem Herkunftsland schwächt. Wären bestimmte Spieler für ihre Herkunftsländer angetreten, hätte beispielsweise Albanien, aber auch afrikanische Nationalmannschaften womöglich bessere Chancen im internationalen Fußball an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen oder sogar zu gewinnen. Doch solche Überlegungen sind letztlich nur Spekulation.
Migration hat den modernen Fußball verändert. Viele Nationalmannschaften profitieren von der Vielfalt und den unterschiedlichen Spielstilen dieser Talente. Das machen sich die großen Nationen zu Nutze, denn im Profifußball zählt am Ende nur eines: Erfolg. Die Nationalmannschaften der Herkunftsländer bleiben jedoch auf der Strecke.
Quellangabe (Bildzitat): AFP/GettyImages – DFB.de
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