Fußball: Ist Frauenfußball der falsche Sport für Frauen?

Giulia Gwinn erleidet einen Kreuzbandriss

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Der Frauenfußball hat in den letzten Jahren erheblich an Popularität gewonnen. Mit steigender Aufmerksamkeit rücken jedoch auch gesundheitliche Aspekte in den Fokus. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl von Kreuzbandrissen bei Fußballerinnen. Dies wirft die Frage auf, ob der Frauenfußball eine Überforderung des weiblichen Körpers darstellt.

Kreuzbandriss im Fußball: Warum das Verletzungsrisiko für Frauen höher ist

Studien belegen, dass Fußballspielerinnen ein bis zu achtfach erhöhtes Risiko für Kreuzbandrisse (ACL-Verletzungen) im Vergleich zu männlichen Fußballern haben. Besonders betroffen sind Spielerinnen im Leistungs- und Profibereich.

Die genaue Häufigkeit von Kreuzbandverletzungen im Frauenfußball variiert je nach Studie, jedoch zeigen Untersuchungen, dass sich 2 bis 3 Kreuzbandrisse pro 1.000 Spielstunden ereignen. Faktoren wie Spielniveau, Alter und individuelle körperliche Voraussetzungen beeinflussen das Verletzungsrisiko erheblich.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Kreuzbandriss eine der häufigsten schweren Verletzungen im Frauenfußball ist. Um das Risiko zu minimieren, sind gezielte Präventionsmaßnahmen, spezielles Krafttraining und ein optimiertes Bewegungsmuster essenziell.

Für Spielerinnen, Trainer und Mediziner ist es entscheidend, sich mit den Ursachen, Prävention und Behandlungsmöglichkeiten von ACL-Verletzungen auseinanderzusetzen, um langfristig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Fußballerinnen zu schützen.

Häufigkeit von Kreuzbandrissen im Frauenfußball

Studien zeigen, dass Fußballspielerinnen ein zwei- bis achtfach erhöhtes Risiko für vordere Kreuzbandrisse (ACL-Verletzungen) im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen haben. Diese Verletzungen treten häufig ohne direkten Gegnerkontakt auf, beispielsweise bei abrupten Richtungswechseln, Landungen nach Sprüngen oder plötzlichen Stopps.

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Ursachen für die hohe Verletzungsrate

Mehrere Faktoren tragen zu dieser erhöhten Anfälligkeit bei:

  • Anatomische Unterschiede: Frauen haben ein breiteres Becken, was den Q-Winkel (Winkel zwischen Hüfte und Knie) vergrößert und die Belastung auf das Kniegelenk erhöht.
  • Hormonelle Einflüsse: Schwankungen im Östrogenspiegel können die Stabilität der Bänder beeinflussen und sie anfälliger für Verletzungen machen.
  • Muskuläre Unterschiede: Frauen weisen oft ein Ungleichgewicht zwischen Oberschenkelvorder- und -rückseite auf, wobei die hintere Muskulatur (Hamstrings) schwächer ist. Dies kann die Stabilität des Kniegelenks beeinträchtigen.

Bekanntestes Beispiel im Frauenfußball: Giulia Gwinn

Giulia Gwinn, die deutsche Fußballnationalspielerin und Spielerin des FC Bayern München, hat in ihrer Karriere bereits zweimal einen Kreuzbandriss erlitten:

  1. Erster Kreuzbandriss: Im Oktober 2020 zog sich Gwinn während eines Trainings mit dem FC Bayern München einen Riss des vorderen Kreuzbands im rechten Knie zu. Diese Verletzung führte zu einer mehrmonatigen Pause, in der sie intensiv rehabilitierte, um auf das Spielfeld zurückzukehren.

  2. Zweiter Kreuzbandriss: Im Oktober 2022 erlitt sie erneut einen Kreuzbandriss, diesmal im linken Knie, während eines Trainings mit der deutschen Nationalmannschaft. Diese erneute schwere Verletzung erforderte abermals eine längere Auszeit und umfassende Rehabilitationsmaßnahmen.

Beide Verletzungen waren bedeutende Rückschläge in ihrer Karriere, doch Gwinn zeigte bemerkenswerte Entschlossenheit und arbeitete hart an ihrer Genesung, um wieder auf höchstem Niveau spielen zu können.

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Weitere relevante Verletzungen im Frauenfußball

Neben Kreuzbandrissen sind auch andere Verletzungen im Frauenfußball häufig:

  • Meniskusrisse: Diese treten oft in Kombination mit Kreuzbandverletzungen auf und betreffen die Knorpelscheiben im Knie.
  • Innenbandverletzungen (MCL): Das mediale Kollateralband stabilisiert die Innenseite des Knies und kann bei plötzlichen Drehbewegungen verletzt werden.
  • Sprunggelenksverletzungen: Verstauchungen und Bänderrisse im Knöchelbereich sind ebenfalls verbreitet, insbesondere bei Landungen nach Sprüngen.
  • Muskelzerrungen und Muskelrisse: Besonders die Oberschenkelmuskulatur ist häufig betroffen, was auf die hohe Belastung während des Spiels zurückzuführen ist.

Präventionsmaßnahmen und Trainingsanpassungen

Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, sollten spezifische Präventionsprogramme implementiert werden:

  • Gezieltes Krafttraining: Stärkung der stabilisierenden Muskulatur, vornehmlich der Hamstrings und der Rumpfmuskulatur.
  • Neuromuskuläres Training: Verbesserung der Koordination und Balance, um unkontrollierte Bewegungen zu vermeiden.
  • Flexibilitätsübungen: Förderung der Beweglichkeit, um muskuläre Dysbalancen auszugleichen.
  • Aufklärung über biomechanische Bewegungsabläufe: Schulung in sicheren Landetechniken und Richtungswechseln.

Ist Frauenfußball der falsche Sport für Frauen?

Nein, der Frauenfußball ist definitiv nicht der falsche Sport für Frauen. Die hohe Verletzungsrate, besonders der Kreuzbandrisse, ist ein ernstzunehmendes Problem, aber sie resultiert nicht aus einer grundsätzlichen Überforderung des weiblichen Körpers. Vielmehr liegt es an unzureichend angepassten Trainingsmethoden, fehlender Prävention und der extremen körperlichen Belastung im Profibereich.

Mit gezielten Maßnahmen wie optimiertem Athletiktraining, besseren Regenerationsstrategien und einer angepassten Belastungssteuerung kann das Verletzungsrisiko reduziert werden. Statt infrage zu stellen, ob Frauen für diesen Sport geeignet sind, sollte der Fokus darauf liegen, die Bedingungen so zu verbessern, dass sie gesund und leistungsfähig bleiben.

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Fazit: Viele Frauen beenden ihre Fußballkarriere vorzeitig

Sehr viele Fußballerinnen beenden ihre Karriere vorzeitig im deutschen Frauenfußball aufgrund von schweren Verletzungen. Jedes Jahr sind zahlreiche Spielerinnen gezwungen, ihre Laufbahn als Profi-Fußballerin zu beenden, da sie mit langanhaltenden gesundheitlichen Problemen nach einer schweren Verletzung kämpfen. Besonders Kreuzbandrisse gehören zu den häufigsten und schwerwiegendsten Verletzungen, die oft eine lange Rehabilitation erfordern und die Rückkehr auf das Spielfeld erschweren.

Profi-Fußballerinnen trainieren in der Regel 5 bis 6 Tage pro Woche, oft mit mehreren Trainingseinheiten pro Tag. Der Trainingsplan variiert je nach Verein, Saisonphase und den individuellen Bedürfnissen der Spielerinnen. Dennoch lässt sich sagen, dass das Training im Frauenfußball nahezu auf dem gleichen Leistungsniveau wie bei den professionellen Herrenmannschaften liegt. Athletik im Frauenfußball hat fast seine Grenzen erreicht, während der taktische Anteil noch großes Potenzial bietet.

Die Höher, Weiter, Schneller-Mentalität prägt den Profisport und hat auch den Frauenfußball in den letzten Jahren stark beeinflusst. Besonders der Fokus auf Laufbereitschaft, Ausdauer und Kondition hat das Training intensiviert, was jedoch das Verletzungsrisiko der Spielerinnen erhöht. Die hohe körperliche Belastung, kombiniert mit intensiven Wettkämpfen, führt dazu, dass viele Spielerinnen physisch an ihre Grenzen stoßen. Es bleibt jedoch fraglich, ob die Vereine diese extremen Anforderungen und das steigende Verletzungsrisiko ausreichend berücksichtigen, angesichts der vielen Verletzungen und Karriereenden.

Die alarmierende Verletzungsrate, insbesondere von Kreuzbandrissen, ist besorgniserregend und erfordert gezielte Maßnahmen. Allerdings sollte dies nicht als generelle Überforderung des weiblichen Körpers betrachtet werden. Vielmehr sind spezifische Trainingsmethoden, gezielte Präventionsprogramme sowie eine optimierte Regeneration notwendig, um den besonderen Anforderungen des Frauenfußballs an die Frau gerecht zu werden und die langfristige Gesundheit der Spielerinnen zu schützen.


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