Transfer-Wahnsinn im Fußball: Immer höhere Ablösesummen

FC Barcelona & PSG

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Jetzt hat es also doch ein Verein gewagt, eine aberwitzige, festgeschriebene Ablösesumme für einen Fußballspieler zu bezahlen und schon ist das Geschrei und die Kritik groß, dass dies das Ende des ehrlichen Profi-Fußballs ist.
Paris Saint Germain ist bereit mehrere Hundert Millionen Euro für Neymar an den FC Barcelona zu bezahlen. Die festgeschriebene Ablösesumme von 222 Millionen Euro des FC Barcelona für Neymar wurde mal zu einer Zeit festgelegt, in der niemand gedacht hätte, das diese aberwitzige Ablösesumme jemand bezahlen wird.

Nun ist also PSG doch dazu bereit und der FC Barcelona versucht alle Rechtsmittel vorzubringen um diesen Transfer abzuwenden. Die Begründung von Barca findet sich in der Financial Fairplay Regel wieder. Diese Regel soll die Vereine dazu verpflichten, nicht mehr Geld auszugeben als sie offiziell eingenommen haben. Möglich soll der Neymar-Transfer durch einen raffinierten Finanz-Trick sein, da Paris Saint Germain sonst gegen die Financial Fairplay Regel verstößt.

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Damit die Gelder nicht offiziell über die beteiligten Vereine laufen und es zum Verstoß kommt, wurde kurzerhand ein Werbevertrag zwischen Neymar und dem Eigentümer von PSG (Qatar Sports Investments) über 300 Millionen Euro abgeschlossen. Neymar soll dann, so wie es in Spanien üblich ist, als Spieler seine eigene Ablöse bezahlen. Die UEFA will auch diesmal genau hinschauen, da PSG schon einmal mit ähnlichen Finanz-Tricks die Regeln zu umgehen versucht hat. Es kann also immer noch sein, das die UEFA den Transfer von Neymar zu Paris Saint Germain untersagt.

Anhaltende Kritik an den Ablösesummen

Nicht nur der FC Barcelona kritisiert den Vereinswechsel von Neymar zu Paris Saint Germain und versuchte noch medienwirksam diesen Transfer zu verhindern. Auch Viele bekannte Fußballgrößen (Jürgen Klopp, Gianluigi Buffon, Christian Streich usw.) kritisieren den Neymar-Transfer und prophezeien einen weiteren Sittenverfall bezüglich der Ablösesummen für Fußballspieler.

Eine starke Kritik ist angebracht, doch mit Kritik alleine ist diesem Finanz- und Transfer-Wahnsin im Fußball nicht mehr bei zu kommen. Vor allem dann nicht, wenn es nur eine Frage der Zeit ist bis die Kritiker selbst am Finanzwahnsinn beteiligt sein werden. Auch wenn z.B. Jürgen Klopp das System und die Transfersummen heute kritisiert, in der nächsten oder übernächsten Saison wird er selbst solche Summen für Spieler zahlen müssen, da er mit dem FC Liverpool auch dem Zwang zum Erfolg unterliegt. Helfen könnte da nur die Einstellung des Gesamten Vereins gegenüber der Champions League. Das ist nämlich die Liga, für die solche Unsummen bezahlt werden, denn die Top-Teams haben ihre eigenen landeseigenen Ligen bereits voll im Griff. Es geht nur noch darum wie man in der Champions League abschneidet.

Möglicherweise ist die aufkommende Kritik auch nur eine Schockreaktion, da man nicht an solche großen Transfersummen gewöhnt ist und mit dem Neymar-Wechsel eine neue rote Linie überschritten wurde. Aus Erfahrung kann man aber sagen, das auch diese Kritik verblassen wird und solche Summen demnächst zum Profi-Fußball dazu gehören werden.

Eigentlich gehören unverschämt hohe Ablösesummen jetzt schon zum Fußball dazu. Man betrachte sich nur mal die Ablösesummen von gewöhnlichen Fußballspielern. Selbst für zweit und drittklassige Spieler muss man heute schon Millionen von Euro an Ablöse zahlen. Wenn das so weiter geht kosten bald Kreisliga-Spieler eine sechsstellige Ablöse.

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Nächster halt Frauenfußball

Und weil gerade so viel Geld in der Welt unterwegs ist, werden die Gelder auch dazu genutzt, Bereiche künstlich aufzupumpen, um sie dann später wieder abzusaugen. Wie der FC Barcelona vor kurzem verkündet hat, wollen sie in naher Zukunft Ablösebeträge auch für weibliche Spielerinnen bezahlen. Das ist natürlich eine Ankündigung die weitreichende folgen haben wird. Vereine wie der VFL Wolfsburg und FC Bayern München könnten auch in der Frauenliga mitziehen, aber kleinere Vereine wie z.B. der USV Jena oder der SC Sand hätten das nachsehen. Es würden im Prinzip die gleiche Vereine die Ligen und Turniere dominieren wie im Herrenfußball.

Wo kommt das ganze Geld her

Genau das ist das Problem. Die Finanzwelt steht Kopf. Es gibt zu viel Geld in den falschen Händen. Diese Hände wissen nicht mehr wohin mit dem ganzen Geld, da die Märkte völlig überhitzt sind. Also entschließt man sich neue Märkte zu finden in denen Mann Geld investieren bzw. später auch verdienen kann. Geld das z.B. aus Ölgeschäften (Katar) oder Im- und Export (China) stammt, fließt nun verstärkt in Kunst oder Sport.
Man betrachtet das ganze als Investment für die Zukunft oder als Steuersparprogramm der Gegenwart. Manche nutzen diese Investments um ihren Einfluss in gewisse Bereiche zu vergrößern. Katar setzt z.B. auf den Fußball. Sie werden die Weltmeisterschaft 2022 ausrichten und haben eben die Beteiligung an Paris Saint Germain. Möglicherweise dient der Verein auch als Werbeträger für die WM in Katar.
Die Hintergründe sind vielfältig. Vordergründig geht es darum Geld zu Verdienen und das tun sie scheinbar. Nicht mehr mit den Eintrittspreisen der Stadien und auch nicht mit den Preisgeldern für Turniere wie die Champions League oder die Nationalen Pokale. Nein, es sind die Einnahmen aus TV-Gelder, Trikot-Sponsoren oder die Auslandsvermarktung der Liga. Aber auch die immer mehr in den Vordergrund rückende Einzelvermarktung von Fußballspielern. Real Madrid bzw. ein früherer Präsident sagte mal, das die Top-Spieler wie Cristiano Ronaldo, Gareth Bale & Co. gar nicht so teuer sind, da sie sich durch die gestiegenen Trikotverkäufe und Werbeaufträge fast vollständig refinanzieren. Das wurde lange Zeit in Deutschland ignoriert, doch mit dem Kauf von Top-Spielern wie z.B. Franck Ribery und Arjen Robben und der gestiegenen Auslandsvermarktung (siehe FC Bayern Asien-Reise) wird diese Vermarktung auch in Deutschland immer interessanter. Möglich ist das alles aber nur durch die zahlungskräftigen Fußball-Fans.

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Sucht euch schon mal einen Amateurverein

Ja, das muss man auch erst mal als gewöhnlicher Fußball-Fan verdauen, das ein Fußballspieler für knapp eine Viertelmilliarde Euro den Verein wechselt. Vielen Fans bleibt bei solchen Ablösesummen die Spucke im Hals stecken. Der Unmut der Fans wird, von Transfer-Wahnsinn zu Transfer-Wahnsinn, immer größer. Einige Fans wollen sich langsam aber sicher vom Profi-Fußball verabschieden. Sie verstehen auch gar nicht wie solche Ablösesummen zustande kommen, da viele Fans immer noch glauben, dass ihre Eintrittspreise dazu genutzt werden, Spieler zu kaufen. Deshalb spürt man so langsam eine ansteigende Gegenbewegung. Eine solche Gegenbewegung, Oliver Bierhoff nannte es mal „Übersättigung“, führt die Fans weg vom bezahlten Fußball zurück in den Amateur-Fußball oder gar ganz weg vom Fußball. Ähnlich wie vor einigen Jahren/Jahrzehnten in der englischen Premier League. In England waren es aber Fanprobleme und die anschließend gestiegenen Eintrittspreisen, die zur Abkehr in den Amateur-Fußball sorgten.

Es ist also nicht verkehrt seinem lokalen Amateurverein die Treue zu halten oder wer noch keinen hat, sich einen Amateurverein zu suchen. Im Gegenteil, es hat deutlich mehr Vorteile Fan oder Sympathisant eines Amateur-Fußballvereins zu sein. Die Amateurliga wird, je nach Region und Spielklasse, kostenlos im deutschen Fernsehen übertragen. Wer die Stadionatmosphäre genießen will, kann dies deutlich günstiger tun, als bei einem großen Profiverein. Die kleinen Vereine wirtschaften viel durchsichtiger. Als Fan hat man eher das Gefühl, einer unter wenigen, statt einer unter vielen zu sein. Auch hat man als Fan das Gefühl, näher am echten, ehrlicheren Fußball zu sein.


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